Heute habe ich für dich einen Überblick über die Methoden zur Einstudierung von Liedern zusammengestellt, die ich selbst regelmäßig verwende und als besonders praxisnah und funktionstüchtig erlebe. Außerdem gibt es einen Überblick zum Thema: wie festige ich einen Text, dass er sicher gekonnt wird.
Methodenvielfalt – Abwechslung
Wenn du regelmäßig mit Kindern arbeitest, weißt du sicher, dass Kinder um einiges anspruchsvoller als Erwachsene sind. Wiederholung ohne Abweichungen langweilt schnell. Das Zauberwort heißt hier Abwechslung. Immer wieder andere Formen nutzen, um ein Lied zu erlernen, Musik zu entdecken ist daher eine wichtige Grundlage, damit die Kinder mit der Konzentration dabei bleiben. Nicht jede Methode lässt sich auf jedes Lied anwenden, schau dir dein Lied deshalb erst gründlich an, bevor du dich für eine Methode entscheidest.
Die Methoden haben alle zum Ziel das Lied oft zu hören bzw. zu singen. Sie unterscheiden sich im Vergleich vor allem darin, ob der Schwerpunkt auf Hören, selbst Singen oder einer Kombination aus beidem liegt.
Für eine möglichst große Vielfalt, habe ich dir im Folgenden meine Varianten zusammen gefasst:
Methoden zur Liedeinstudierung
Papageien-Methode
Voraussetzungen: keine
konkrete Umsetzung: ich singe eine Phrase vor, die Kinder singen Phrase eins zu eins nach
direkt selbst singen
Vorteile | Nachteile |
– geht schnell – schnelle Umsetzung – gut bei harmonisch leichten Liedern – bei nahezu jedem Lied anwendbar | – „langweilig“, oft verwendet – ungünstiger, wenn die Phrase moduliert |
Insel-Methode
Voraussetzungen: es gibt ein Motiv (Text und Melodie), das immer wieder im Lied auftaucht / wiederholt wird
konkrete Umsetzung: das Motiv wird erlernt; auf ein ausgemachtes Zeichen singen die Kinder dieses Motiv, den Rest (drumherum) singe ich
einzelne Teile direkt selbst singen
Vorteile | Nachteile |
– das Motiv wird im Vorhinein schon gefestigt – im Verlauf (wenn nicht mehr auf Anzeige) bewussteres Zuhören | – der „Rest“ wird länger erstmal nur gehört und nicht selbst gesungen |
Rätsel-Methode
Voraussetzungen: es wird keine lange Geschichte erzählt, sondern eine kurze Handlung oder ein Themenfeld genutzt
konkrete Umsetzung: ich singe auf „du“, in jedem Durchgang singe ich ein paar mehr Wörter (die thematisch wichtigsten kommen zum Schluss)
häufiges Hören, Schwerpunkt auf dem Text
Vorteile | Nachteile |
– es ist lange spannend, um was es geht – die Kinder hören sehr bewusst auf den Text (schwierige Stellen können leicht wiederholt werden) | – bei zu langen Liedern eher ungeeignet – reiner Fokus auf den Text |
Inhalt nachspielen (parallel)
Voraussetzungen: es wird eine Handlung besungen, die sich gut nachspielen lässt
konkrete Umsetzung: ich teile den Kindern Rollen zu; ich singe ein neues Lied (zum ersten Mal) vor und die Kinder spielen gleichzeitig die Handlung, die ich im Text singe
Text wird bewusst gehört, freies Pantomimespiel wird gefördert
Vorteile | Nachteile |
– der Inhalt wird thematisch direkt erfassbar – freies Ausdrücken / Theaterspiel wird geübt / gefördert | – zu viele Rollen machen die Handlung unübersichtlich – nicht alle Kinder trauen sich Theaterspielen auf „Zu-singen/ruf“ zu |
Audiation
Voraussetzungen: das Lied ist nicht zu lang und besitzt eine interessante Melodie
konkrete Umsetzung: ich singe die Melodie auf „du“; jede Runde begleiten die Kinder mich mit anderen Bewegungen / Geräuschen (zuerst einen durchgehenden Klangteppich, dann immer kleinere Rhythmuseinheiten)
Vorteile | Nachteile |
– schwere Melodien prägen sich gut ein – Leistungsunterschiede fallen nicht so schnell auf | – spätes „ins Singen kommen“ der Kinder |
Unterstützung der Melodie bzw. des Textes
Während man ein Lied einführt / beibringt gibt es Faktoren, die das schnelle Lernen unterstützen können.
Textunterstützung:
- Visualisierung (z.B. Bildkarten)
- Gebärden (z.B. wichtige Wörter lautsprachbegleitend gebärden)
- gehörtes bildlich darstellen / malen
Melodieunterstützung:
- Bewegen (z.B. Phrasen anzeigen)
- freie Bewegungen / Tanz (Ganzheitlichkeit)
- Visualisierung (z.B. mit einer Melodielinie – wann klingt es dunkel / hell – sichtbar machen)
- Tonhöhen am Körper zeigen, bewusst machen
Texte / Melodien festigen
Auch wenn es darum geht, Lieder zu wiederholen, bis die Texte sicher gekonnt sind, freuen sich Kinder über Abwechslung in den Ansätzen. Es ist auch immer möglich dabei einen Aspekt aus der Einführungsmethodik zu wiederholen / aufzugreifen.
Text:
- das falsche Wort erraten (ich singe genau ein Wort falsch, welches ist es?)
- Visualisierung (z.B. Bildkarten aus dem Gedächtnis in die richtige Reihenfolge sortieren)
- Rollen verteilen (siehe konkreter hier)
- Textkarten umdrehen (alle Wörter des Textes in richtiger Reihenfolge hinlegen und jede Runde ein paar Karten umdrehen)
Melodie:
- Radio (Kinder singen, mit einem Knopf regele ich die Lautstärke; nach einem kurzen Verstummen teste ich, ob noch alle Kinder im Kopf richtig weitergesungen haben bzw. passend wieder einsetzen (z.B. hier verwendet))
- das Lied als Stopptanz verwenden (vor allem bei Kanons super, da man freie Melodien – angelehnt an die ursprüngliche Melodie – mit hineingeben kann und die Kinder Ideen für eigene freie uns passende Linien bekommen)
Rhythmus:
- Bodypercussion / Orff-Instrumente, hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt
schöne Anregungen habe ich an einem Beispiel hier entdeckt.
Dir fallen noch weitere schöne Varianten ein? – Ich freue mich über Ergänzungen in den Kommentaren!
Weitere Tipps und Tricks – Beiträge findest du hier.
Hallo, danke für das Teilen dieser sehr nützlichen, anregenden Methoden. Mir fällt noch das Staffelsingen ein: Den Chor in Gruppen aufteilen. Jede Gruppe ist für eine Passage des Liedes „zuständig“ und setzt an der jeweiligen Stelle ein. Dann die Passagen wechseln bzw. rotieren lassen. So wird erstmal ein bestimmter Teil intensiv gelernt (die Aufmerksamkeit liegt wahrscheinlich vor allem auf der Passage, mit der das jeweilige Kind als erstes dran war), außerdem wird der Fokus auf die richtigen Einsätze gelegt.